Schüler in Deutschland geben der IT-Ausstattung an ihren Schulen von Jahr zu Jahr immer schlechtere Noten. Das ist das Ergebnis einer Studie des IT-Branchenverbandes Bitkom, die am Dienstag veröffentlicht wurde. Jeder fünfte Schüler hält der repräsentativen Umfrage zufolge die technische Ausstattung seiner Schule mit Computern und Internetzugängen für «schlecht» oder «sehr schlecht», berichte Bitkom-Vizepräsident Achim Berg. Dies liegt deutlich unter den Werten vergleichbarer Studien aus den Vorjahren.
Die Schüler seien in ihrer Einschätzung deutlich kritischer als die Lehrer, bei denen nur sechs Prozent von schlechten Voraussetzungen gesprochen haben. «Die Schüler legen damit den Finger in die Wunde: Wenn die Ausstattung nicht stimmt, sind alle anderen Bemühungen zum Einsatz digitaler Medien zum Scheitern verurteilt», sagte Berg. Zu oft werde Ausstattung angeschafft – und dann über Jahre nicht gewartet oder auf dem Stand der Technik gehalten.
Als Folge der zunehmend veralteten Ausstattung bringe jeder zweite Schüler eigene technische Geräte für die Nutzung im Unterricht mit in die Schule. Bei jedem Dritten sei das ein eigenes Notebook, bei jedem Fünften ein Tablet Computer. «Zweifellos können solche Geräte das Lernen erleichtern – aber wir müssen aufpassen, dass dies nicht vom Geldbeutel der Eltern abhängt», sagte Berg. Der Bitkom-Vertreter forderte, im Idealfall die Klassen vollständig über die Schule auszustatten. «Oder wir müssen wenigstens dafür sorgen, dass das Schüler-Notebook oder Schüler-Tablet auf der Steuererklärung der Eltern vollständig geltend gemacht werden können.»
Eine messbar stärkere Verbreitung registrierte der Bitkom bei digitalen Tafeln oder Whiteboards. «Kam 2010 nur ein Drittel der Schüler mit dieser Technik in Berührung, so sind es heute 8 von 10 Schülern», sagte Berg. Digitale Medien würden allerdings selten im Unterricht eingesetzt. Nur noch jeder dritte Schüler kommt der Umfrage zufolge ein Whiteboard oder auch den PC als tägliches Lernmittel im Unterricht zu Gesicht. Die Fotokopie werde dagegen in 85 Prozent der Fälle an jedem Schultag ausgeteilt. «Es reicht aber nicht, die Geräte nur ab und an mal mit in den Unterricht zu bringen oder in den Unterrichtsverlauf einzubinden. Wir vergeben riesige Chancen, wenn wir die technischen Möglichkeiten nicht flächendeckend nutzen.»
Jenseits des Unterrichts seien digitale Medien zum Lernen wesentlich weiter verbreitet, sagte Britta Wirtz, Geschäftsführerin der Karlsruher Messe- und Kongress- GmbH, die die Messe Lerntec veranstaltet. Zwei Drittel der Befragten nutzten digitale Lernhilfen in ihrer Freizeit zu Hause. Lernvideos seien dabei das meist genutzte Angebot. «Dies kann sicher belächelt werden; aber wer einmal auf Youtube schaut, wird sehen, was für ein vielfältiges Angebot es zu unterrichtsrelevanten Themen gibt.» Sehr erfreulich sei, dass auch Online-Kurse oder Lernspiele genutzt würden.