Umfrage: Fast 40 Prozent der Kinder und Jugendlichen wünschen sich digitalen Unterricht

Schülerinnen und Schüler fordern Handy-Regeln im Schulalltag 

Schulleiter der Grace-Hopper-Gesamtschule gibt Einblick in eine smarte Schule

Erklärvideos drehen, Karten erkunden, recherchieren: Es gibt etliche Möglichkeiten, Smartphones im Schulunterricht einzusetzen. Genau das wünschen sich viele Kinder und Jugendliche. 38 Prozent aller Zehn- bis Achtzehn-Jährigen fordern, dass Smartphones im Unterricht zum Einsatz kommen. An Gymnasien wollen das 37 Prozent, an anderen Schulformen 42 Prozent. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage im Auftrag des Digitalverbands Bitkom, für die mehr als 900 Kinder befragt wurden, darunter mehr als 640 Zehn- bis Achtzehnjährige. 

„Der Wunsch nach digitalem Unterricht zeigt, wie wichtig entsprechende Kompetenzen in der Schulleitung und im Lehrkörper sind“, sagt Bitkom-Präsident Achim Berg. „Jetzt diskutiert Deutschland wieder über Notfallpläne angesichts steigender Infektionszahlen und drohender Personalausfälle. So wie Unternehmen ihre Teams unproblematisch mobil arbeiten lassen, so sollten Schulen zu Beginn des dritten Corona-Jahrs den Hebel jederzeit auf Home Schooling umlegen können“, so Berg. „Digitale Technologien sind unerlässlich, damit alle Schülerinnen und Schüler jederzeit und unabhängig von der jeweiligen Corona-Situation am Unterricht teilhaben können.“

Die Kinder und Jugendlichen wünschen sich für den Einsatz digitaler Technologien konkrete Konzepte und fordern Regeln für den Schulalltag mit Smartphone. 59 Prozent der Zehn- bis Achtzehnjährigen meinen, dass Smartphones nur an bestimmten Orten oder nach klaren Vorgaben genutzt werden sollten. Ein Verbot während Klassenarbeiten befürwortet mehr als die Hälfte (54 Prozent). Dass Handys im Unterricht grundsätzlich verboten sein sollten, findet nur ein Viertel (26 Prozent). 

Bitkom-Präsident Berg: „Digitale Bildung braucht Vorreiter“

Bitkom-Präsident Berg plädiert dafür, den Unterricht grundsätzlich für digitale Endgeräte zu öffnen. Dafür brauche es durchdachte didaktische Konzepte. „Es ist essenziell, digitale Schulen im ganzen Land sichtbar zu machen. Digitale Bildung braucht Vorreiter.“ 

Aus diesem Grund prämiert der Bitkom jedes Jahr sogenannte Smart Schools und zeichnet im Rahmen eines Wettbewerbs digitale Leuchtturm-Schulen aus. Die Ausschreibung für den diesjährigen Smart-School-Wettbewerb läuft bis zum 31. Januar. Mit der Auszeichnung sollen Schulen, die überzeugende Konzepte zur Digitalisierung von Schule und Unterricht haben und digitale Bildung schon heute praktisch realisieren, mehr Sichtbarkeit erhalten. Bislang wurden deutschlandweit 81 Smart Schools prämiert.

„Ein ungemein wichtiger Partner“ – Schulleiter gibt Einblick in eine „Smart School“

Alexander Otto ist Schulleiter der Grace-Hopper-Gesamtschule in Teltow, Brandenburg. Im Interview erklärt er, wie digitale Konzepte den Unterricht bereichern können – und wie seine Schule von der „Smart School“-Auszeichnung profitiert. 

Wie profitieren Ihre Schülerinnen und Schüler vom Lernen an einer „Smart School“?

Alexander Otto: Neue Medien bieten uns die Möglichkeit, Kinder und Jugendliche zu Haltungen zu inspirieren, die sie befähigen, komplexe Probleme zu lösen und Ideen zu entwickeln, die Antworten auf Fragestellungen liefern, die heute überhaupt noch nicht erdacht sind. Ein projekt- und produktorientiertes Arbeiten mit den Neuen Medien hilft beim Entdecken und zwingt zu tiefgründiger Durchdringung bei der Gestaltung. Ein solches Lernen stärkt die Selbstwirksamkeitsüberzeugung. Wenn Lernangebot und Lernumgebung mit Hilfe neuer Medien die Neugier der Schülerinnen und Schüler immer wieder wecken, dann erleben wir junge Menschen, die von sich sagen: „Ich will das Problem lösen. Ich kann die Aufgabe lösen“. Dann kann erfolgreiches Lernen gelingen. Eine Schule ist immer die Gesamtmenge an Talenten, die die jungen Menschen in das System einbringen. Bei uns kommen sie zur Entfaltung. Eckpfeiler dieser Haltung zu modernen Lehr-Lernprozessen sind eine verlässliche und umfassende digitale Infrastruktur, breite Softwarelösungen und ein internes Mikrofortbildungssystem. Unser Herzensprojekt ist dabei derzeit die innovative Kreation von Prototypen im Lasercut-Verfahren.

Wie verstehen Sie persönlich „smartes“ Lernen?

Otto: Gesellschaftliche Entwicklungen wie die Globalisierung oder die Digitale Revolution sind keine Echos aus fernen Zeiten. Sie bestimmen uns und unser Handeln bereits jetzt sehr leibhaftig. Es ist uns daher ein besonderes Anliegen, uns von der ewigen Floskel der Aufgabe von Schulen als Vorbereiter auf das spätere Leben zu lösen. Vielmehr sehen wir im Sinne des Deeper Learning unsere Aufgabe darin, dass wir jungen Menschen eine Haltung zum lebenslangen Lernen vermitteln, die sie befähigt, die Autorenschaft über ihre eigene Biografie zu erlangen. Das Smart School-Netzwerk ist hier als Inspiration und gedanklicher Steinbruch ein ungemein wichtiger Partner.

Was bringt die Smart School Auszeichnung?

Otto: Schulen sind als Institutionen relativ autonome Gebilde. Wir teilen jedoch die Auffassung, dass man autonom nie allein sein kann. Als Smart School sind wir Teil eines immer größer werdenden Netzwerks aus mehr als 80 digitalen Vorreiterschulen deutschlandweit. Die halbjährlich stattfindenden Smart School Netzwerktreffen sind für uns eine wichtige Inspirationsquelle, um von Konzepten und Ansätzen anderer Schulen zu lernen und sich zu aktuellen Herausforderungen auszutauschen. Wir entwickeln uns hier gemeinsam an- und miteinander fort. Es entstehen Denkfabriken, die durch Innovations- und Gestaltungslust getragen werden.  


Hinweis zur Methodik: Grundlage der Angaben ist eine Umfrage, die Bitkom Research im Auftrag des Digitalverband Bitkom im November und Dezember 2021 durchgeführt hat. Dabei wurden 920 Kinder und Jugendliche im Alter von 6 bis 18 Jahren in Deutschland befragt, darunter 641 10- bis 18-Jährige. Die Frage lautete: „Welche Regeln für Handys/Smartphones in der Schule sollten Deiner Meinung nach gelten?

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