Schüler durch Einsatz digitaler Medien im Unterricht motivierter

Schülerinnen und Schüler in Deutschland wünschen sich eine weitgehende Digitalisierung des Unterrichts. In einer repräsentativen Umfrage des Digitalverbandes Bitkom, die am 10. August 2023 veröffentlicht wurde, sagte eine breite Mehrheit der Schülerinnen und Schüler, dass sie durch den Einsatz digitaler Bildungsmedien wie Lernplattformen motivierter sei (74 Prozent) beziehungsweise bessere Schulnoten schreiben könne (56 Prozent). Nur 13 Prozent wollen nicht mit digitalen Bildungsmedien lernen.

Zwei Drittel der Schülerinnen und Schüler (68 Prozent) sind der Ansicht, dass die technische Ausstattung an ihrer Schule verbessert werden muss. 6 von 10 stellen zudem fest, dass die zur Verfügung stehenden Bildungsmedien selbst veraltet sind (62 Prozent) beziehungsweise die entsprechende Auswahl zu gering ist (61 Prozent). 42 Prozent kritisieren, dass ihre Lehrkräfte nicht wissen, wie sie digitale Bildungsmedien sinnvoll im Unterricht einsetzen können. Wintergerst: „Die Umfrage zeigt, dass es bei der Digitalisierung von Bildung nicht nur um Infrastruktur und Geräte geht. Digitale Lehr- und Lerninhalte sowie digital qualifizierte Lehrkräfte sind den Schülerinnen und Schülern ebenfalls sehr wichtig”, sagte  Bitkom-Präsident Ralf Wintergerst bei der Vorstellung der Bitkom-Studie.

An den Schulen sind inzwischen die ersten positiven Folgen des “Digitalpaktes Schule” zu sehen: Auf die Frage “Welche Geräte werden hin und wieder im Unterricht an deiner Schule eingesetzt? ” antworteten 71 Prozent, dass ein Smartoard beziehungsweise ein digitales Whiteboard genutzt würden. Der Wert für tablet Computer liegt bei 67 Prozent, der Beamer kommt auf 63 Prozent. Gut jeder zweite Schüler berichtet, dass in der Schule ein Laptop beziehungsweise ein Notebook verwendet werde. Bei Smartphones liegt der Wert bei 36 Prozent, der stationäre Personal Computer liegt bei 32 Prozent. Manche Schülerinnen und Schüler berichteten aber auch vom Einsatz von Geräten, die aus dem Technikmuseum stammen könnte (CD-Spieler 23 Prozent, Overhead-Projektor 21 Prozent, Fernseher 20 Prozent und der längst obsolete Videorekorder bei 7 Prozent)

Trotz der Fortschritte, die durch den Digitalpakt erreicht wurden, sehen die Schülerinnen und Schüler noch großen Nachholbedarf bei der Digitalisierung der Schulen. So bezeichnen fast 9 von 10 der Befragten (87 Prozent) schlechtes oder fehlendes WLAN als dringlichstes Problem ihrer Schule – deutlich vor dem Lehrermangel mit 59 Prozent. Auf Rang 3 der Mängelliste deutscher Schulen kommt die schlechte technische Ausstattung, die von 56 Prozent der Schülerinnen und Schüler als eines der dringlichsten Probleme an ihrer Schule genannt wird.

Dabei spielen digitale Themen in Unterricht eine größere Rolle, als man nach den Klagen der Schülerinnen und Schüler über die technische Ausstattung annehmen könnte. So wird vor allem Medienkompetenz an vielen Schulen bereits vermittelt. Dabei geht es mehrheitlich um die Nutzung des Internets für Recherchen (77 Prozent). Das richtige Verhalten in Chats und sozialen Netzwerken wie etwa der Umgang mit Hate Speech wird an zwei Dritteln der Schulen unterrichtet (66 Prozent). Auch rechtliche Grundlagen im Internet wie das Urheberrecht (61 Prozent) oder Fragen des Datenschutzes (57 Prozent) stehen bei den meisten auf dem Programm. 46 Prozent der Schülerinnen und Schüler lernen an ihrer Schule die Bewertung von Informationsquellen, also zum Beispiel auch den Umgang mit Fake News.

In eher technischen Fragestellungen bleiben die Schulen aber vieles schuldig. So sind die Bedienung von Standard-Software (69 Prozent) und die allgemeine Handhabung von Standardgeräten wie Notebooks und Tablets (65 Prozent) bei den meisten noch Gegenstand des Unterrichts, dann aber reißt es ab. In nur noch 43 Prozent der Fälle sind Gestaltung und Umsetzung von Websites Teil des Stundenplans. Technische Grundlagen wie Programmiersprachen werden bei 42 Prozent vermittelt. Mit technologischen Entwicklungen wie KI oder Big Data kommen mit 24 Prozent nur die wenigsten Schülerinnen und Schüler im Unterricht in Berührung. Bei der Produktion und Veröffentlichung digitaler Inhalte wie Videos für YouTube sind es 23 Prozent, die Reparatur oder der Bau digitaler Geräte wird nur in 5 Prozent der Fälle unterrichtet. Genau hier wollen die Schülerinnen und Schüler mehr lernen: 61 Prozent wollen in der Schule erfahren, wie sie Geräte reparieren oder bauen können. 

Auf die Frage nach der Zukunft der Schule im Jahr 2030, glauben immerhin fast ein Viertel, dass Schüler dann frei wählen können, ob sie in Präsenz oder digital am Unterricht teilnehmen wollen. Nur acht Prozent gehen davon aus, dass Roboter zur Unterstützung der Lehrer im Unterricht eingesetzt werden. 28 Prozent meinen sogar, dass es dann keine klassischen Schulfächer mehr geben wird.

Obwohl Bildung in Deutschland eigentlich Ländersache ist, wird die Digitalisierung in den Schulen wird derzeit größtenteils vom Bund aus dem “Digitalpakt Schule” finanziert. Das Programm wurde im Jahr 2019unter der schwarz-roten Bundesregierung und hat einen Umfang von fünf Milliarden Euro. Nach Angaben von Bitkom-Präsident Wintergerst, sind davon bereits vier Milliarden Euro beantragt und genehmigt wurden: Bei der eigentlichen Umsetzung hakt es aber noch, denn nach Angaben des Bitkom sind bislang aber nur eine Milliarde Euro tatsächlich ausgezahlt worden ist.

Um die Auswirkungen der Corona-Pademie zu lindern, wurde die Fördersumme im Jahr 2020 um 1,5 Milliarden Euro erhöht. Davon sollten je 500 Millionen Euro in die Anschaffung von Geräten für bedürftige Schüler und Lehrkräfte fließen und 500 Millionen Euro in Schuladministratoren. Während das Gerätebudget nach Bitkom-Angaben fast vollständig abgerufen wurde, war es bei den Schuladministratoren nur ein Zehntel. Das bekommen auch die Schülerinnen und Schüler mit. nach ihrer Beobachtung müssen in aller Regel die Lehrerinnen und Lehrer ran, wenn es mit dem digitalen Equipment Probleme gibt. Drei Viertel (74 Prozent) der Schülerinnen und Schüler sagen, dass bei ihnen eine Lehrkraft für den IT-Support zuständig ist. Gerade einmal 2 Prozent haben die Möglichkeit, einen externen Dienstleister zu kontaktieren. Etwa jede beziehungsweise jeder Sechste (16 Prozent) bekommt überhaupt keinen technischen Support 

Der Digitalpakt Schule läuft im kommenden Mai aus, eine Anschlussfinanzierung ist im Haushaltsplan bislang noch nicht vorgesehen obwohl die Ampel-Regierung in ihrem Koalitionsvertrag einen Digitalpakt 2.0 versprochen hatte. In dem Papier heißt es nämlich:

Digitalpakt Schule

Wir wollen Länder und Kommunen dauerhaft bei der Digitalisierung des Bildungswesens unterstützen. Den Mittelabruf beim Digitalpakt Schule werden wir beschleunigen und entbürokratisieren. Bund, Länder und Kommunen identifizieren noch im ersten Halbjahr 2022 gemeinsam Vorschläge für kurzfristige Lösungen und vereinbaren Umsetzungsschritte. Zur Unterstützung vor Ort werden wir Service-, Beratungs-und Vernetzungsangebote schaffen. Gemeinsam mit den Ländern werden wir einen Digitalpakt 2.0 für Schulen mit einer Laufzeit bis 2030 auf den Weg bringen, der einen verbesserten Mittelabfluss und die gemeinsam analysierten Bedarfe abbildet. Dieser Digitalpakt wird auch die nachhaltige Neuanschaffung von Hardware, den Austausch veralteter Technik sowie die Gerätewartung und Administration umfassen. Die digitale Lernmittelfreiheit werden wir für bedürftige Schülerinnen und Schüler weiter fördern. Gemeinsam mit den Ländern werden wir die Einrichtung, den Betrieb und die Vernetzung von Kompetenzzentren für digitales und digital gestütztes Unterrichten in Schule und Weiterbildung fördern und eine zentrale Anlaufstelle für das Lernen und Lehren in der digitalen Welt schaffen. Wir werden gemeinsam mit den Ländern digitale Programmstrukturen und Plattformen für Open Educational Ressources (OER), die Entwicklung intelligenter, auch lizenzfreier Lehr-und Lernsoftware sowie die Erstellung von Positivlisten datenschutzkonformer, digitaler Lehr-und Lernmittel unterstützen.

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