Neun von zehn Lehrkräften in Deutschland das Internet im Unterricht. Die Kenntnisse dafür haben sich die Lehrer vor allem privat angeeignet. Das ergibt eine Repräsentativbefragung von Lehrern, die der Verband Erziehung und Bildung (VBE) bei Forsa in Auftrag gegeben hatte. Befragt wurden dafür bundesweit und in Nordrhein-Westfalen Lehrkräfte von der Grundschule bis zur berufsbildenden Schule.
«Die IT-Ausstattung der Schulen ist mittelalterlich», kritisierte der VBE-Bundesvorsitzende Udo Beckmann. «Wer digitales Lernen in den Schulen ernsthaft installieren will, muss eine zeitgemäße Ausstattung aller Schulen, von der Grundschule bis zu den berufsbildenden Schulen, sichern. Und das ist allein in Verantwortung der Dienstherren und Schulträger zu realisieren.» Schulen seien weit davon entfernt, dass der PC für Lehrkräfte zum alltäglichen persönlichen Arbeitsgerät am Arbeitsplatz Schule zähle. PCs stehen der Umfrage zufolge in der Regel als Einzelexemplar im Lehrerzimmer, bei der Schulleitung oder in Computerräumen. «22 Prozent aller befragten Lehrer bundesweit haben nicht einmal Zugang zu einem solchen PC. Von den befragten Grundschullehrkräften haben 27 Prozent keinerlei Zugang zu einem Dienst-PC», sagte Beckmann.
«Insbesondere die Grundschulen seien abgehängt, auch auf diesem zukunftsträchtigen Feld.» Ein schnelles Internet würden nur 59 Prozent der befragten Grundschullehrkräfte für ihre Schule angeben. Den Zugang an der Grundschule zu einer geschützten Online-Plattform für Unterricht, Hausaufgaben oder Elternkontakte bestätigte nur ein knappes Drittel, während bundesweit 42 Prozent der Befragten den Zugang bestätigen würden.
Im Bundesdurchschnitt bestätigen nur 57 Prozent der befragten Lehrkräfte, dass eine geschützte dienstliche E-Mail-Adresse vorhanden ist. Unter den befragten Schulleitungsmitgliedern muss ein Viertel ohne geschützte Dienst-E-Mail-Adresse auskommen. «Das ist nichts anderes als eine Ermunterung der Schulen durch die Verantwortlichen von Land und Schulträgern zu einem fahrlässigen Umgang mit Daten», sagte Beckmann. «Im beruflichen Alltag fällt eine Vielzahl zu schützender Daten über Schüler und deren Lernsituation sowie über interne Arbeitsprozesse in der Schule an. Auch Schulämter, Schulverwaltungen und Ministerien fragen regelmäßig Daten ab, die vor Missbrauch unbedingt zu schützen sind.
Der VBE fordert geschützte dienstliche E-Mail-Adressen für jeden Lehrer, damit das Gebot des Datenschutzes garantiert wird.» Beckmann stellte weiter fest: «Nicht nur die IT-Ausstattung ist mangelhaft, überdies wird auch die technische Betreuung den Schulen selbst überlassen. Weniger als die Hälfte der befragten Lehrerinnen und Lehrer berichtet, dass sich an ihrer Schule IT-Fachpersonal bzw. ein IT-Support darum kümmert. 71 Prozent geben dagegen an, dass sich einzelne Fachlehrer um die Wartung kümmern.» Als Privatangelegenheit werde offenbar vom Dienstherrn auch die Aneignung von Kenntnissen für IT-gestützten Unterricht behandelt, erklärte Beckmann: «Lehrerfortbildung als Fehlanzeige!» Neun von zehn der befragten Lehrkräfte haben sich überwiegend auf privatem Wege Kenntnisse angeeignet, jeder dritte auch mithilfe von Kollegen.