Die US-amerikanische Bürgerrechtsorganisation EFF hat Google vorgeworfen, Schüler und Studenten auszuspionieren, die mit Geräten des Internet-Konzerns arbeiten. Eine entsprechende Beschwerde sei bei der US-Handelskommission FTC eingereicht worden, teilte die Electronic Frontier Foundation mit.
Demnach habe der Internetkonzern über seine Chromebooks in den Schulen und Universitäten persönliche Daten der Schüler und Studenten gespeichert. Erfasst wird der EFF zufolge auch, nach welchen Begriffen die Schüler gesucht haben, welche Ergebnisse sie sich angeschaut haben, welche Youtube-Videos aufgerufen und welche Passwörter gespeichert wurden. Eine Erlaubnis von den Eltern oder Schülern zum Speichern der Daten habe Google nicht eingeholt.
Google tritt mit seinen Chromebooks auf dem Bildungsmarkt gegen Wettbewerber wie Apple, Microsoft und andere Hersteller an. In den USA sind Googles Chromebooks in Schulen sehr beliebt, da sie wartungsarm und unanfällig gegen Viren sind, schnell hochfahren und einfache Multiuser-Fähigkeit aufbieten. Die Bildungsangebote von Google sind werbefrei. Allerdings wertet Google Anwenderdaten nach eigenen Angaben für «Nicht-Werbezwecke» aus. Google hat nach Darstellung der EFF versichert, in Kürze die Standardeinstellungen der Chromebooks so zu ändern, dass Daten wie der Browserverlauf nicht mehr automatisch mit anderen Google-Services synchronisiert werden.
Dem EFF gehen die Ankündigungen jedoch nicht weit genug, um die Privatsphäre der Schüler und Studenten zu schützen. Die Standardeinstellungen würden Google immer noch erlauben, den Kindern auch dann zu folgen, selbst wenn sie den Chrome-Browser auf dem iPad ihrer Eltern oder dem Smartphone eines Freundes nutzen. «Entgegen der öffentlichen Versicherung, das nicht zu tun, sammelt Google die Browserdaten und andere Informationen der Schüler und nutzt diese für eigene Zwecke des Unternehmens», sagte EFF-Anwalt Nate Cardozo. Solche Hoffnungen zu schüren und sie nicht zu erfüllen, sei ein Verstoß der Handelsregeln der FTC und eine unfaire und trügerische Geschäftspraxis.
Google wiest die Spionage-Kritik der EFF zum Einsatz von Chromebooks und Google-Apps zurück. Google halte sich nicht nur an die Gesetze, sondern beachte auch die Datenschutz-Selbstverpflichtung «Student Privacy Pledge», erklärte der Internet-Konzern. Die Daten würden nur erhoben, damit Lehrer und Schüler auf die Werkzeuge zugreifen könnten, sagte Google-Managerin Jonathan Rochelle, die für die «Google Apps for Education» verantwortlich ist. Dabei werde die Privatsphäre der Schüler beachtet.
Die Daten aus Chrome Sync stellten sicher, dass Schüler über verschiedene Geräte hinweg auf ihre Daten und den Browserverlauf zugreifen könnten. Außerdem verwende man die Daten, um den Service zu verbessern. So werde beispielsweise eine Webseite in den Suchergebnissen bei Google herabgestuft, wenn sich herausstelle, dass sie nicht mehr erreichbar sei.
Daraufhin legte die EFF noch einmal nach. Google teile seine Dienste in zwei Kategorien auf. Zum einen seien das die Google Apps for Education (GAFE), die diese Dienste umfassen: E-Mail, Kalender, Talk/Hangouts, Drive, Docs, Sheets, Slides, Sites, Kontakte und die Apps Vault. Die zweite Kategorie umfasse den Rest, nämlich Dienste wie Google Suche, Blogger, Bookmarks, Books, Maps, News, Photos, Google+ und YouTube.
Das Versprechen von Google, keine Profile anzulegen, betreffe nur die Anwendungen innerhalb der Google Apps for Education Dienste. Wenn der Schüler oder Student einen anderen Google-Servic verwende, verknüpfe Google die Daten mit dem Bildungs-Account, wenn der Student weiterhin eingeloggt sei. Dort würden auch Werbeanzeigen eingeblendet.
Quellen:
Google Deceptively Tracks Students’ Internet Browsing, EFF Says in FTC Complaint
EFF: Google’s Student Tracking Isn’t Limited to Chrome Sync
Google-Statement: The facts about student data privacy in Google Apps for Education and Chromebooks
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